Um an den Start der Route zu gelangen, muss man zuerst einmal ins Tessin kommen. Zeitlich war es schlicht und einfach nicht möglich, an einem Wochenende von Zürich aus kommend ausschliesslich Etappen der Grand Tour of Switzerland zu befahren, um dorthin zu gelangen. Folglich habe ich mich entschlossen, eine eigene Strecke zu wählen, auf der ich einerseits rasch und zum anderen auf einer schönen Strecke ins Tessin gelange. Ich bin daher zuerst auf der A 13 gefahren und habe diese bei der Ausfahrt Domat/Ems verlassen. Diesen Weg kenne ich nur allzu gut aus dem Winter. Heute herrscht recht wenig Verkehr und bis auf ein paar wenige Baustellen ist die Fahrt auf der nur leicht kurvigen Strasse sehr angenehm. Die Sonne strahlt bei äusserst angenehmen Temperaturen vom fast wolkenlosen stahlblauen Himmel, lediglich ein paar Schönwetterwölkchen sind am Himmel zu sehen. Ich geniesse die Aussicht auf das Bergpanorama.

Vor einiger Zeit musste man noch durch Flims hindurch fahren und stand dabei oftmals im Stau. Hier bietet die Umfahrung einen grossen Vorteil. Bei heisser Witterung ist ein Stopp an einem der beeindruckenden Bergseen Cresta- oder Caumasee empfohlen. Während der Caumasee nach einem kurzen Fussmarsch von Flims-Waldhaus zu erreichen ist, muss man zum Crestasee einen etwa einstündigen Spaziergang machen. Man wird aber durch ein wunderschönes Naturschauspiel und einen in den schönsten Farben schimmernden See für die Mühe belohnt. Vorbei an Ilanz, Trun und Sumvitg führt der Weg bis nach Disentis und es ist Zeit für eine Mittagspause. In Disentis das Benediktinerkloster einen Besuch wert. Wann das Kloster genau erbaut wurde, lässt sich nicht mehr eindeutig rekonstruieren, sicher ist jedoch, dass bereits das 1400-jährige Jubiläum gefeiert wurde. Neben dem eigentlichen Kloster findet man in den dicken Klostermauern auch ein Gymnasium, eine Bäckerei und sogar einen Shop, in dem es unter anderem die selbst gebackene berühmte Bündner Nusstorte zu kaufen gibt.

Nach einer kurzen Mittagspause geht es von Disentis hinauf auf den Lukmanierpass, der Graubünden mit dem Tessin verbindet. Erstaunlich wenige andere Verkehrsteilnehmer befinden sich auf der Strasse, was eine stressfreie und zügige Fahrt durch die eindrückliche Berglandschaft und am Stausee vorbei ermöglicht. Vermutlich sind auch heute wieder viele auf der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung, dem Gotthard, unterwegs, mir soll es recht sein. Die Lukmanierpassstrasse ist seit dem Jahr 2011 im Winter so lange wie möglich geöffnet, was dem Tourismus sowohl in der Surselva als auch im Bleniotal zugutekommt.

Nach der Überquerung des Lukmanierpasses kann man es fast nicht glauben, dass man sich in der Sonnenstube der Schweiz befindet. Der Himmel ist wolkenverhangen und die Sonne zeigt sich kaum, dennoch ist die Strecke nach wie vor fast menschenleer und bietet trotz Wolken eine tolle Aussicht. Über Blenio, Aquarossa und Bellinzona führt mich meine Fahrt am frühen Abend bis nach Ascona. Die nur noch kurze Strecke bis nach Lugano habe ich mir für den nächsten Morgen vorgenommen. Auch wenn es aufgrund der schlechten Witterung und des mittlerweile kühlen Windes nichts mehr mit dem ersehnten Bad im Lago Maggiore wird, geniesse ich einen Spaziergang an der Seepromenade. Nach einem feinen Abendessen falle ich dann müde ins Bett und hoffe auf besseres Sonntagswetter.

Abends an der Seepromenade in Ascona

Abends an der Seepromenade in Ascona

Am nächsten Morgen ist es immer noch stark bewölkt. Es scheint noch kühler zu sein, zudem hat es leicht begonnen zu nieseln, nicht wirklich ideale Bedingungen, aber ich bin ja glücklicherweise nicht zu Fuss unterwegs. Recht schnell bin ich in Lugano, dem eigentlichen Start dieser Touretappe. Eingebettet zwischen Hügeln und idyllisch am Luganersee gelegen, gibt es in Lugano einiges zu erleben. Bei schöner Witterung ein Bad, eine Schiffstour auf dem See oder auch eins Museumsbesuch, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Mein Bad im See muss ich jedoch witterungsbedingt leider verschieben, es geht mit einem Abstecher in den wundervollen botanischen Garten zwischen Piazzogna und Vairano wieder zurück an den Lago Maggiore nach Locarno. Leider macht mir auch hier das Wetter einen Strich durch die Rechnung, der Regen ist etwas stärker geworden und die Sicht umso schlechter. Von Locarno aus fahre ich durch die hügelige Landschaft vorbei an vielen Weinbaugebieten über Bellinzona und Ambri bis nach Airolo. Das Wetter scheint den Vorteil zu haben, dass nur wenige andere Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. In Airolo sehe ich dann schon von weitem den Stau vor dem Gotthardtunnel. Dieser wird mich jedoch nicht tangieren, da ich mich von Airolo aus auf die Tremola, die alte Gotthardpassstrasse begebe. Schon vor Beginn meiner Grand Tour hatte ich mich wahnsinnig auf die von Schweiz Tourismus als Traumstrecke kategorisierte Route gefreut. Leider folgt bei dieser Tour aber eine herbe Enttäuschung, der aufkommende sehr dichte Nebel macht die Tremola vom Traum zum Albtraum. Die Sicht ist auf der kurvigen schmalen Pflastersteinstrasse so beeinträchtigt, dass man kaum mehr die Begrenzungsposten an der Seite erkennen konnte, einen Blick auf das beeindruckende Bergpanorama zu erhaschen, ist schlicht unmöglich. Erschwerend kam hinzu, dass aus dem leichten Niesel- in der Zwischenzeit ein kräftiger Regen geworden war. Oben auf der Gotthardpasshöhe angekommen bin ich entsprechend enttäuscht, aber auf das Wetter hat man eben leider keinen Einfluss. Was viele nicht wissen, hier oben auf 2100 m ü.M. kann man kann das nationale St. Gotthard-Museum besuchen, welches umfassend über die Entwicklung der Strasse und des Verkehrs informiert.

Tremola, Grand Tour of Switzerland

Die Tremola im Nebel

Immerhin wird auf der anderen Bergseite des Gotthards das Wetter nach und nach besser. Im Tal hört es dann sogar auf zu regnen und ich trete den Weg hinauf auf den Furkapass an. Hier befinde ich mich in Gesellschaft eines grossen Reisecars, den zu überholen schlicht unmöglich ist, da er neben der eigenen auch noch einen Teil der Gegenfahrbahn belegt und durch seine Fahrweise ein grosses Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer darstellt. Ich muss mich also in Geduld üben und benötige weit mehr als die geplante Zeit, um den Pass zu überqueren. Da ich mittlerweile von zwei Reisecars „eskortiert“ werde, mache ich keinen Halt beim Hotel Belvédère auf 2272m ü.M. Von hier aus hätte man Zugang zum Rhonegletscher. Mit grosser Verspätung komme ich in Gletsch im Wallis auf der anderen Seite des Furkapasses an. In Gletsch befindet sich ein Stopp der historischen Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB), welche von etwa Juni bis Ende September die Strecke von Rehalp bis Oberwald bedient, sicher ein tolles Erlebnis. Für dieses ist aber ein Zeitaufwand von etwas mehr als zwei Stunden erforderlich und eine Reservation an Wochenenden oder während der Ferienzeit durchaus sinnvoll. Aufgrund des unvorhergesehenen und bereits erheblichen Zeitverlusts und der somit schon recht fortgeschrittenen Zeit entscheide ich mich, nicht weiter Richtung Brig und dann wie geplant nach Zermatt, sondern über den Grimselpass ins Berner Oberland zu fahren. Im Vergleich zum Furka ist der Grimsel fast schon schnell überquert, inzwischen hat der Regen endlich aufgehört und die Sicht ist einigermassen gut, vor allem im Vergleich zu dem bisher dagewesenen. Die Strecke ist gut ausgebaut, doch mit dem Verkehr scheine ich etwas Pech zu haben, es ist nach wie vor viel los auf der Strasse, was ein zügiges Vorankommen erschwert.

Grimsel, Grand Tour of Switzerland

Kurzer Stopp auf dem Grimselpass

Durch das Haslital führt der Weg danach über Guttannen und Innertkirchen bis zur Aareschlucht. Ein bequemer Spaziergang durch die Schlucht wäre hier noch auf meinem Programm gestanden. Doch für die leichte Wanderung sind in etwa 40 Minuten zu veranschlagen und leider war ich durch die ganzen Verzögerungen erst kurz vor dem Ende der Öffnungszeiten beim Eingang, so dass dieser Punkt leider auch gestrichen werden musste. Über den Brünigpass und dann vorbei am Lungerner- und Sarnersee führt mich meine Reise dann nach wie vor über Landstrassen bis nach Hergiswil und schliesslich über die Autobahn fast ohne Stau nach Zürich.

Mein Fazit dieser Tour: Auch wenn ich die Tremola nun nochmals bei besserer Sicht befahren muss, so habe ich auf dieser Tour immerhin sowohl den höchsten Punkt der Grand Tour of Switzerland auf dem Furkapass mit 2429 m ü.M. als auch den tiefsten Punkt am Lago Maggiore mit 193 m ü.M. erleben dürfen. Zudem habe ich in zwei Tagen immerhin fünf Pässe überquert. Hoffentlich habe ich demnächst etwas mehr Glück mit dem Wetter!

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