Als Francis Houdina im Jahre 1925 ein ferngesteuertes Auto mitten durch Manhattan fahren lässt, ist das Interesse gross: Ein Auto ohne Fahrer? Houdina liess einen Chandler Sedan mit einer Antenne ausstatten, die es ihm erlaubte, das Fahrzeug aus einem hinterherfahrenden Auto zu steuern. Das «Amerikanische Wunder», so wird das Auto von der Presse getauft, fährt über den Broadway und die Fifth Avenue durch dichten Verkehr. Unglücklicherweise kann es einen Unfall nicht vermeiden: Das Auto stösst mit einem Fahrzeug voller Fotografen zusammen, die das Spektakel festhalten wollten. Im Anschluss gibt es vor allem in den USA, aber auch in Übersee, immer wieder Demonstrationen solcher «Phantom Autos». Die Faszination für selbstfahrende Fahrzeuge ist geboren.

Bild vom ferngesteuerten Chandler Sedan.

Das «American Wonder» 1925 in Manhattan.

Vom Tempomat über erste Versuche mit elektronischen Systemen bis auf hin zu der grossen TV-Bühne

1945 wird der Tempomat erfunden. Ab 1958 wird er in den USA in Autos eingebaut. Ein weiterer Schritt in Richtung selbstfahrendes Auto. 1977 erschaffen japanische Ingenieure das erste autonome Fahrzeug. Es kann Strassenmarkierungen folgen, indem das Auto zwei Kameras nutzt, die die Bilder der Strasse in Echtzeit auswerten. 30 Kilometer pro Stunde schafft dieses japanische Gefährt.

1989 hat der VW Futura seinen grossen Auftritt in der Fernsehsendung «Wetten, dass…?» Er kann selbst einparken und fährt elektrisch. Ein Blick in die Zukunft. „Das Auto von morgen – heute schon Wirklichkeit“ lautete der Slogan zum IRVW IV Futura. Damals war die Entwicklung und Produktion des Autos zu teuer, doch fast alles aus dem Futura von 1989 ist heute gebauter Automobil-Alltag.

Bild von einem VW Futura.

Der VW Futura hatte 1989 seinen grossen Auftritt.

Die Entwickler geben Vollgas

Was in den 1990ern folgt, ist die Entwicklung von Start-Stopp Automatik, ESP (Schleuderschutz) und weiteren Sicherheitsassistenzsystemen. 1994 fahren Roboterautos des Eureka-Prometheus-Projekts (Forschungsprogramm europäischer Autohersteller) 1000 Kilometer auf der öffentlichen Autobahn bis nach Paris mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde. Ein menschlicher Fahrer sitzt noch zur Sicherheit im Auto. Die Modelle demonstrieren das Fahren auf freien Spuren, im Konvoi, Spurwechsel sowie automatisches Überholen.

In den 2000er Jahren stehen verschiedene Wettbewerbe von Entwicklern im Fokus (u.a. die DARPA Challenge, die vom US-Militär initiiert wird): Wer schafft es beispielsweise, ein Auto ohne Fahrer mitten durch die kalifornische Wüste zu schicken?

Meilenstein nach Meilenstein

Ab 2010 beschäftigen sich die meisten Auto- und Technologiekonzerne mit der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen. Google hat hier sicher einen Meilenstein gelegt: Am 1. Mai 2012 lässt der Internetgigant erfolgreich ein selbstfahrendes Auto durch Las Vegas fahren. Drei Jahre später lanciert Tesla das «Model S», ein Auto mit semiautonomen Autopiloten. 2017 stellt Volkswagen am Autosalon Genf erstmals ein Konzept für automatisiertes Fahren der Stufe 5 (vollautomatisiert) vor: den Sedric.

Bild von einem VW Sedric.

Der Sedric vereint vollautonomes Fahren auf Level 5, Elektrifizierung und digitale Vernetzung.

Autonomes Fahren: Quo Vadis?

Heute ist ein gewisser Realismus in Sachen autonomen Fahren zu spüren. Das hat laut Thomas Sedan, Vorstandschef von Volkswagen Nutzfahrzeuge, den positiven Effekt, dass an realitätsnäheren Konzepten gearbeitet wird. Vermehrt wird nun der Fokus auf den kommerziellen Betrieb von autonomen Fahrzeugen (Transport von Mensch und Gütern) gelegt, Privatfahrzeuge rücken etwas aus dem Fokus. Vielerorts, auch in der Schweiz, laufen bereits Tests, beispielsweise mit selbstfahrenden Bussen. Vor allem in den USA gibt es Bestrebungen für autonome Taxis und dergleichen. Zentral für die weitere Entwicklung ist hierbei sicher auch die Politik und Gesetzgebung: Da es bei vollständig autonomen Fahrzeugen keinen Fahrer gibt, stellt sich zum Beispiel die Frage, wer bei Unfällen haftet oder wie ein Fahrzeug eine Entscheidung fällt. Weicht es einem Fussgänger, der plötzlich auf die Strasse rennt, aus und riskiert dabei in den Gegenverkehr zu gelangen? Wenn sich das autonome Fahren weiter auf unseren Strassen ausbreiten soll, müssen für diese Fragen rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Was tut sich bei der AMAG?

Die AMAG arbeitet mit dem Start-up Kopernikus Automotive aus Berlin zusammen. Kopernikus forscht u.a. an Lösungen für das autonome Fahren auf Betriebsgeländen von Firmen. Zukünftig sollen beispielsweise Autos auf den Firmengeländen von Automobilherstellern dank der Kopernikus-Technologie autonom bewegt werden. Porsche erprobt aktuell in Zusammenarbeit mit Kopernikus die Nutzung vom autonomem Fahren in der unternehmenseigenen Werkstatt. Ziel ist es, Fahrzeuge autonom von ihrem Parkplatz zur Hebebühne und wieder zurück fahren zu lassen. 

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