Die sogenannten «Megatrends» wie Bevölkerungswachstum, Individualisierung, Urbanisierung und Digitalisierung beeinflussen die Entwicklung und Zukunft der Mobilität massgeblich. Mehr Menschen, die mehr Platz benötigen. Dies stellt hohe Anforderungen an Wohnraum und Verkehrsinfrastruktur. Mit dem Bevölkerungswachstum steigt auch der Mobilitätsbedarf. Die Urbanisierung beschreibt die Verlagerung des Wohnraums in Richtung Städte. Studien gehen von einer Verdichtung um 30 Prozent bis 2030 aus. Somit wird die Mobilität von der Agglomeration in die Stadt immer wichtiger. Die Individualisierung führt dazu, dass sich auch die Mobilität den persönlichen Wünschen und Vorstellungen anpassen muss. Der Pendler will ein Fortbewegungsmittel für jede Lebenslage und das zu der gewünschten Zeit. Dies führt zu kombinierten, immer komplexeren Angeboten. Schlussendlich bietet die Digitalisierung viele neue Möglichkeiten in der Mobilität, zum Beispiel durch die Vernetzung von Fahrzeugen (Entwicklungen im Bereich Internet of Things).

Das AMAG Innovation & Venture LAB hat sich mit der Zukunft der Mobilität auseinandergesetzt und verschiedene Studien verglichen:

2-Rad vs. 4-Rad

Das Auto bleibt ein zentrales Fortbewegungsmittel, da es einen Wohlstand darstellt, auf den nicht verzichtet werden will. Jedoch nimmt die Wichtigkeit des Besitzens eines Autos ab: Sharing und Abomodell- Angebote werden immer beliebter.

Stark wachsen wird die Nutzung von E-Bikes und Elektroscootern. Dies können wir schon heute in den Städten beobachten. Mit einem 2-Rad ist man wie im Auto individuell unterwegs, steht aber weniger im Stau und ist dadurch schneller am Ziel. Zeit als Luxusgut wird an Bedeutung zulegen, dafür werden auch Komforteinbussen in Kauf genommen. Bis ins Jahr 2040 geht man davon aus, dass sich von den Agglomerationsregionen in die Städte Radschnellwege durchsetzen werden. Das E-Bike wird dadurch in den Metropolitan-Regionen zum dominierenden Verkehrsmittel. Das Auto wird dabei nur erfolgreich bleiben, wenn es sich mit individueller Fortbewegung und öffentlichem Verkehr verknüpfen lässt und somit in neue Mobilitätskonzepte integriert wird. Im ländlichen Raum sieht es aber anders aus: Dort ist vor allem der intelligente Verbund mit öffentlichem Nahverkehr zentral und daher wird dort das Auto nach wie vor eine grosse Rolle spielen.

Besitz vs. Sharing

Jüngere Generationen empfinden Besitz immer mehr als Bürde, denn als Privileg. Bei einem Auto muss man sich um die Einlösung, Versicherung und Reparaturen kümmern. Diese «Probleme» fallen beim Carsharing oder dem Autoabomodell weg. Dieser Trend wird sich noch weiter verstärken. Beispielsweise gehen Studien bis 2025 von einem weltweiten Marktwachstum von 34.5 Prozent im Car-Sharing (inkl. Ride-Sharing wie Carpooling und On-Demand Ride-Hailing wie beispielsweise Uber) aus. Auch autonome Fahrzeuge werden weniger besessen als vielmehr geteilt werden. Hier stellt sich die Frage für die Zukunft: Wenn immer weniger Menschen noch besitzen wollen, wer wird sich als Besitzer/Anbieter der Fahrzeuge positionieren? Hier ergeben sich viele interessante neue Geschäftsmodelle.

Flying Robotaxis

Obwohl dieses Thema noch in weiter Ferne liegt, und die Kommerzialisierung noch eine Weile dauern wird, so geht man in den meisten Studien davon aus, dass dieses Transportmittel die Mobilität der Zukunft immens prägen und verändern wird. Die wichtigsten Akteure in der Luft- und Raumfahrt sowie im Transportwesen arbeiten bereits zusammen und setzen auf diese Technologie. So plant beispielsweise UberAir bis 2020 den Marktstart von fliegenden Taxis in Dallas und Los Angeles, anschliessend soll die internationale Ausrollung starten. Bis im Jahr 2030 rechnet man, dass sich die traditionellen Taxi-Services am Boden global halbieren werden. Und bis 2040 ist breite Etablierung der «flying electric Roboshuttles» global zu erwarten, die hauptsächlich im Bereich Passagier- aber auch Logistikflüge eingesetzt werden. Die grössten aktuellen Hemmer sind gesetzliche Vorlagen und die technischen Möglichkeiten.

Ein Uber Robotaxi auf einer Landefläche.

UberAir will 2020 in Dallas und Los Angeles starten. Bildquelle: Uber

Mobility as a Service (MaaS)

Trumpf wird es in Zukunft sein, die verschiedenen Mobilitätsformen miteinander zu kombinieren und aus einer Hand anbieten zu können. Genau das beschreibt der Begriff «Mobility as a Service». Die effiziente Nutzung bestehender Infrastruktur ist zentral für die Städte der Zukunft. Hier kann MaaS einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Herausforderung liegt darin, die unterschiedlichen Anbieter der Mobilität zu koordinieren und dem Benutzer eine kundenfreundliche Anwendung zur Verfügung zu stellen. Etablieren wird sich der Anbieter, der es schafft die beste Abdeckung über mehrere Mobilitätsformen und -anbieter zu schaffen.

Autonomes Fahren

In den nächsten Jahren werden vermehrt kommerzielle Pilotanwendungen mit selbstfahrenden Autos in geschützten Arealen durchgeführt. Bis 2030 geht man davon aus, dass sich autonome Taxiflotten immer mehr etablieren werden. Hier stellen sich Fragen nach Sicherheit, Steuerung des Verkehrsflusses und rechtlichen Aspekten. Ab 2040 wird es autonome Shuttles in den Städten und Ballungsräumen geben. Vor allem das Sharing von autonomen Fahrzeugen wird sich durchsetzen.

Bild von einem VW Sedric.

Der Sedric von Volkswagen vereint vollautonomes Fahren auf Level 5, Elektrifizierung und digitale Vernetzung.

Technologische Entwicklungen

Die technologischen Fortschritte machen auch im Mobilitätsbereich immer mehr möglich. Connected Mobility führt in der Zukunft zu flüssigerem Verkehr, weniger CO2 Ausstoss und einer Optimierung der Verkehrsauslastung. Die Vehicle-to-Infrastructure-Technologie (V2I) wird es Autos ermöglichen, Verkehrssignale wie rote Ampeln etc. zu erkennen und selbstständig zu handeln. So soll es zum Beispiel möglich sein, dass ein Auto völlig selbstständig in ein Parkhaus einfährt und parkiert. Jedoch stehen hier Limitationen bezüglich rechtlicher und ethischer Rahmenbedingungen im Raum.

Fazit: Veränderungen kommen nicht von heute auf morgen

Die Veränderungen in der Mobilität werden langsam und fliessend erfolgen. Es wird in den nächsten Jahrzehnten eine Parallelität zwischen Fahrzeugbesitz und Fahrzeugnutzung, zwischen manuellem und autonomem Fahren und zwischen Verbrennungs- und Elektromotor geben. Dieser Wandel muss dabei von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aktiv begleitet werden. Die politische Herausforderung liegt dabei in der wettbewerblichen Ermöglichung von Plattformen und ihrer Aufsicht, Datenregelung, Transparenz und Verhinderung von Marktmissbrauch. Im Moment fehlen noch viele gesetzliche Grundlagen. Aus wirtschaftlicher Sicht geht es für Firmen darum, Lösungen zu finden, die auch rentabel sind. Zudem muss auch die Gesellschaft einen Weg finden, die neuen Mobilitätsformen in den Alltag zu integrieren.

Philipp Wetzel, Managing Director des AMAG Innovation & Venture LAB, spricht im Video , das nach dem Event «What’s new?»* im Audi e-tron experience center in Zürich geführt wurde, über die Zukunftsszenarien der Mobilität:

* What’s new?: Es handelt sich hierbei um eine interne Veranstaltungsreihe, die sich den Trends und den Zukunftsszenarien im Bereich Mobilität widmet. Veranstalter ist das AMAG Innovation & Venture LAB.

Weitere Artikel auf dem Blog zum Thema Technologie & Innovation:

AMAG Mobility Solutions – Mobilitätslösungen für Wohnsiedlungen und Firmenstandorte
Autonomes Fahren von damals bis heute
Fahrzeugassistenzsysteme: Wie sicher sind wir unterwegs?
Datenschutz und -sicherheit bei modernen Autos
Das gute Gewissen beim autonomen Fahren
Wie können selbstfahrende Autos sehen?
Abo-Modelle im Automobilbereich
Künstliche Intelligenz: Die Zukunft lernt selbstständig
Elektroauto laden: Wie funktioniert das?
«Eine Smart City ist vergleichbar mit einem Bienenstock»

Mehr Artikel zum Thema Technologie & Innovation

Fügen Sie Ihren Kommentar hinzu

Es gibt noch keine Kommentare.